Und immer wieder die Dritte! Anton Bruckners dritte Symphonie und deren verschiedene Fassungen

Eine Symphonie fürs Leben
Selten verfolgt eine Symphonie einen Komponisten während seines ganzenLebens. Bei der dritten Symphonie von Bruckner war dies der Fall. Hier merkt man das Ringen des Meisters von St. Florian um die ideale Form seines Kindes. Dabei muss man wissen, dass Bruckner seine Symphonien häufig als seine Kinder bezeichnete, wobei er eben mit dem Kind der Dritten sein Leben lang beschäftigt war.
Kühne Urfassung
Schon bei der ersten Fassung von 1873 war vorauszusehen, dass die Symphonie in dieser Erscheinungsform zur damaligen Zeit wohl kaum eine Chance für eine Aufführung bekommen sollte. Zu groß waren die technischen Anforderungen an die Orchester – zu gewaltig waren die Dimensionen, die die Zeitgenossen eher zurückschreckte – zu kühn und radikal waren die harmonischen Wendungen. Kurzum: Die Zeit war noch nicht reif für ein derart futuristisches Werk.
Das große Vorbild Beethoven
Dabei war doch eigentlich Beethoven das große Vorbild, und dieser Komponist war ja damals bereits etabliert. Schon die Grundtonart d-Moll forderte zu einem Vergleich mit der berühmten neunten Symphonie des Bonner Meisters auf. Und in der Tat ist das Vorbild Beethovens, als dessen legitimen Nachfolger sich Bruckner in aller Bescheidenheit sah, in der dritten Symphonie unverkennbar.
Zahlreiche Fassungen
Die Ablehnung der Dritten durch die zeitgenössischen Dirigenten und Musiker veranlasste Bruckner zu einer Umarbeitung der Urfassung von 1873, deren Resultat die Zwischenvariante von 1874 ist, deren Kopfsatz allerdings von ihm orchestral noch üppiger ausgestattet wurde. Vom langsamen Satz, dem Adagio erstellte Bruckner 1876 abermals eine eigene neue Fassung. Erst in der Erscheinungsform von 1877 kürzte Bruckner gewaltig und raffte damit die Form abermals. Er konzentrierte sich in der Orchestrierung und ließ viel orchestralen Ballast fallen. Schließlich erfolgten abermalige Revisionsarbeiten, sodass die Symphonie 1890 in einer wiederum komprimierten Form vorlag. Vom langsamen Satz existieren also nicht weniger als fünf Varianten: von 1873, 1874, 1876, 1877 und 1890.
Klassisches Konzert mit der Philharmonie Festiva in Bad Kissingen
Am 16. März 2025 erklingt um 17 Uhr im Regentenbau von Bad Kissingen die Dritte in der kühnen Erstfassung, vorgetragen von der Philharmonie Festiva. Dieses Konzert sollte man sich nicht entgehen lassen, denn gerade die gewaltigen Dimensionen und die wunderbaren harmonischen Wendungen, die den Zeitgenossen ein Buch mit sieben Siegeln bedeuteten, begeistern uns heute umso mehr.
Musikalische Entdeckungsreise
Die Symphonie ist in dieser Form sehr selten zu hören. Sie ist ein gewaltiger Solitär. Begeben Sie sich also mit der Philharmonie Festiva auf eine spannende Entdeckungsreise in das beeindruckende symphonische Gebirge von Bruckners Dritter!