35 Jahre – und kein bisschen leise! Der Ebracher Musiksommer feiert Geburtstag
Wie alles begann
2025 besteht der Ebracher Musiksommer seit 35 Jahren: Grund genug, um dieses Ereignis besonders zu feiern. Als ich 1990, damals noch als Student, den Kaisersaal betrat, war ich regelrecht hingerissen: Natürlich kannte ich die herrlichen Räumlichkeiten der ehemaligen Zisterzienserabtei von Ebrach seit meiner Kindheit. Schon in frühen Jahren spielte ich mit dem damaligen Rektor und Organisten Johann Theobald Blüchel auf den beiden Chororgeln und selbstverständlich auch auf der Hauptorgel, die vor dem Neubau durch den Passauer Orgelbaumeister Eisenbarth noch das Instrument von Steinmeyer war.
Die Abteikirche und der Kaisersaal faszinierten mich. Beide Räume haben eine außergewöhnliche, individuelle und vor allem eine besonders klangschöne Akustik. Und natürlich die einzigartige Optik! Ich muss zugeben, dass ich damals mit einer gewissen Naivität ans Werk ging. Mir war im ersten Moment gar nicht bewusst, was das alles bedeutete, wenn man eine Konzertreihe ins Leben ruft. Ich wusste nur eines: Ich wollte in diesen herrlichen Räumen Konzerte machen. Dabei muss man bedenken, dass der Kaisersaal unter der Obhut der Justizvollzugsanstalt Ebrach steht.
Justizvollzugsanstalt als Hausherrin
Doch der damalige leitende Regierungsdirektor Kronzucker war offensichtlich ebenfalls von der Idee fasziniert und unterstützte mich tatkräftig. Seither standen und stehen sämtliche leitenden Regierungsdirektoren wie Hans Welzel, Renate Schöfer-Sigl, Gerhard Weigand und nun Sascha Rath voll hinter dem Ebracher Musiksommer, wofür ich äußerst dankbar bin.
Förderer und Schirmherren des Ebracher Musiksommers
Aber auch von Seiten der Gemeinde wurde der Ebracher Musiksommer von Anfang an gefördert. Großer Dank gebührt hier den Bürgermeister Erich Weininger, Alfons Keller, Max-Dieter Schneider und Daniel Vinzens sowie den jeweiligen Gemeinderatsmitgliedern. Aber auch der Landrat Dr. Günther Denzler und derzeit der Landrat Johann Kalb sind große Förderer. Die bayerische Staatsregierung, die Regierung von Oberfranken, die Oberfrankenstiftung und die Sparkasse Bamberg fördern ebenso den Ebracher Musiksommer. Besonders stolz bin ich, dass nach der tatkräftigen Schirmherrschaft des damaligen Wirtschaftsministers Michael Glos der Landtagsabgeordnete Holger Dremel den Ebracher Musiksommer als Schirmherr unter seine Fittiche genommen hat und das Musikfestival im Herzen des Steigerwaldes hervorragend unterstützt.
Unterstützung durch die Ebracher Geistlichkeit
Besonderer Dank gilt den jeweiligen Ebracher Pfarrern Hermann Komnick, Dekan Hubertus Förster und Domkapitular Albert Müller, die als Hausherren oder wenn man so will: als Nachfolger der einstigen Äbte, die einstige Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche dem Ebracher Musiksommer zur Verfügung stellten.
Konzept: Schöne Musik an schönen Orten
Wie gesagt – damals 1990 ging ich noch relativ naiv ans Werk. Das Konzept des Ebracher Musiksommers ist eigentlich ganz einfach – und vielleicht ging es deshalb voll auf: Schöne Musik an schönen Orten! Oder nun doch etwas differenzierter gesagt: Die Musik muss in den jeweiligen Raum und in die jeweilige Umgebung passen.
Idyll im Steigerwald
Das ehemalige Zisterzienserkloster ist ein einmaliger Ort. Umgeben von mächtigen Buchenwäldern liegt es idyllisch am Oberlauf eines kleinen Flüssleins, der Mittleren Ebrach. Die Zisterzienser gründeten ihre Klöster sehr gerne an solch verborgenen Plätzen. Der prachtvolle spätbarocke Kaisersaal mit seiner außergewöhnlichen Akustik ist geradezu ideal für die Musik des Barock, der Wiener Klassik und der frühen Romantik. In seinen Dimensionen entspricht er in etwa den Sälen der Beethoven Saal. Die Musik dieser Zeit klingt also besonders gut, da authentisch, in diesem Saal. Für 2025 stehen Höhepunkte der vergangenen Jahre des Ebracher Musiksommers auf dem Programm der Kaisersaal-Konzerte, die das Rückrat des Ebracher Musiksommers bilden.
BRUCKNER2024: Bruckner in allen Fassungen
Die in ihrem Innern frühklassizistisch ausgestattete, im Kern jedoch frühgotische Abteikirche ist der ideale Aufführungsort für die Symphonien Anton Bruckners und der großen Oratorien. Schon bald begann ich, mit einem eigens hierfür gegründeten Festivalorchester, der Philharmonie Festiva, die Symphonien Anton Bruckners aufzuführen. Es entstand ein über etliche Jahre andauerndes musikalische Großprojekt mit dem Titel BRUCKNER2024: Die Aufführung und Aufnahme sämtlicher Symphonien Bruckners in allen (!) Fassungen.
Kooperationspartner: Bayerischer Rundfunk und Profil Hänssler
Der Bayerische Rundfunk mit der verantwortlichen Musikredaktionsleiterin Dr. Ursula Adamski-Störmer stand von Anfang an hinter diesem Projekt – ebenso das international tätige und äußerst renommierte CD-Label Profil Edition Günter Hänssler. Ohne das Zusammenspiel und die Unterstützung von tatkräftigen Partnern wäre ein solchen Unterfangen überhaupt nicht möglich gewesen. Überhaupt benötigen Kunst und Kultur immer das Miteinander vieler engagierten Partner – und natürlich ein begeisterungsfähiges Publikum, das der Ebracher Musiksommer hat und das sich immer wieder wandelt.
Internationale Ausstrahlung
Die Aufführung und Aufnahme der Brucknerschen Symphonien hat dann auch wesentlich zur internationalen Wahrnehmung des Ebracher Musiksommers geführt. Die Besucherinnen und Besucher kommen von Nah und Fern und mittlerweile auch als aller Herren Länder. Diese internationale Resonanz zeigt sich im Übrigen auch in zahllosen Kritiken.
Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2024
Für das Jubiläumsjahr stehen gleichsam etliche Höhepunkte der vergangenen Jahre auf dem Programm. Und da gab es so viele, dass mir die Auswahl durchaus schwergefallen ist. Allein in den Kaisersaal-Konzerten reiht sich ein Schmankerl an das andere. In der Abteikirche erklingt die mächtige achte Symphonie von Anton Bruckner in der selten zu hörenden Erstfassung von 1887. Eine weitere Bruckner-Symphonie – die Dritte in der Erstfassung von 1873 – gibt es im Regentenbau von Bad Kissingen, einem von zwei weiteren Spielstätten, an denen der Ebracher Musiksommer im Laufe der Jahre auch präsent wurde. In der Konzerthalle Bamberg schwingt der Symphonische Karneval mit Höhepunkten der leichten Muse auf die Karnevalszeit ein.
Festkonzert mit der Schöpfung von Joseph Haydn – Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Chor München
Und dann gibt es natürlich im September das große Festkonzert zum Jubiläumsjahr mit der Schöpfung von Joseph Haydn. Mit diesem Werk begann einst der Ebracher Musiksommer. Und gerade dieses Werk liegt mir besonders am Herzen, da es heute aktueller ist denn je, denn es geht in diesem grandiosen Oratorium eben um die Schöpfung und die Bewahrung derselben, um die Verantwortung des Menschen gegenüber der Schöpfung und über das Wunderwerk Gottes. Ich freue mich ganz besonders, dass der Philharmonische Chor München, mit dem der Ebracher Musiksommer eine lange Zusammenarbeit verbindet – man denke nur an die Aufführungen und Produktionen der Oper Merlin von Carl Goldmark (die übrigens einen ECHO-Klassik-Musikpreis erhielt), der f-Moll-Messe von Anton Bruckner, der Großen Messe von Johann Ritter von Herbeck, des Requiems von Franz von Suppè – nun auch das Festkonzert mit der Schöpfung von Joseph Haydn bestreitet. Dieses musikalische Ereignis und überhaupt sämtliche Konzerte des Jubiläumsjahres sollte man sich nicht entgehen lassen!